meine Anfänge

Als junges Mädchen stieß ich in einer Gedichtsammlung, "Lyrik des Ostens" auf den folgenden Vierzeiler:

 

" Im Meer des Lebens,

Meer des Sterbens,

in beiden müde geworden,

sucht meine Seele den Fels,

an dem alle Flut verebbt."

 

Zu dieser Zeit hatte ich noch keine Ahnung von Buddhismus, wusste nur fern, dass es ihn gibt.  Trotzdem hat der Vers mich in meinem Innern tief bewegt, eine tiefe Sehnsuchts-Resonanz ausgelöst, und so hat sich sein Wortlaut in mir eingebrannt. Er steht auf einer Koto-Zither aus dem 7. Jahrhundert. Man kann darüber streiten, ob man "Seele" anders übersetzen sollte, aber wenn man unter Seele das Gefühl für sein innerstes Wesen, die Stimme dieser seltsamen Ich-Anhäufung meint, muss das Wort nicht falsch sein. Der Meditations-Vers drückt mit großer Tiefe in seiner Einfachheit viele Erfahrungen aus. Die Müdigkeit, weltlichen Lebenszielen nachzujagen, deren Erfolg oder Misserfolg immer nur Zwischenzustände sind, die unter Anstrengung immer nur neu sprudelnde Blasen produzieren, neue Sorgen, neue leere Ziele, deren Resultat mühsam gestützt werden will, und doch schon längst das Herz nicht mehr erfüllen. Was liegt dem allem zugrunde? Sich damit zu beschäftigen: das isses!

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Kommentare: 1
  • #1

    Irene (Sonntag, 31 Mai 2015 22:30)

    "Es haben meine wilden Rosen,
    -erschauernd vor dem Hauch der Nacht-
    die windeleichten, lichten, losen
    Blüten behutsam zugemacht.
    Doch sind sie so voll Licht gesogen,
    daß es wie Schleier sie umweht
    und daß die Nacht in scheuem Bogen
    am Rosenbusch vorübergeht."

    (Hermann Claudius)
    Mit lieben Grüßen und unendlich viel Hoffnung auf das Licht in uns
    Irene