Feiertag der "Drehung des Dharma-Rades"

Am 20.07. feiert die buddhistische Welt ein wichtiges Fest - den Feiertag zum Gedenken der ersten Lehrrede des Buddha, mit welcher er das "Rad des Dharma" in Gang setzte.


Hintergrund ist die Bildung der ersten Lehrer-Schüler-Gemeinschaft des Buddhismus. Fünf ehemalige Hardcore-Asketen, die den nach Erleuchtung suchenden Siddharta Gautama, den späteren Buddha,  als Yogi bewunderten, nach dessen Verwerfen der auszehrenden und an den Rand des Todes bringenden Übungen jedoch enttäuscht verachteten, wollen dem sich ihnen nähernden Buddha eigentlich die kalte Schulter zeigen. Sie können sich seiner Ausstrahlung jedoch nicht entziehen, schwenken in ihrer Haltung komplett um, und sie werden zu seinen ersten Schülern. Während drei belehrt werden, sammeln die übrigen zwei Nahrung für die Gemeinschaft, um nach ihrer Rückkkehr ebenfalls in den Genuss der ersten Lehrrede des Buddha zu kommen. Der Buddha formuliert in knapper Prägnanz vier Aussagen über das Dasein als Realität eines Leidens-Zustandes sowie die Möglichkeit, dem Leiden ein Ende zu bereiten. Danach beschreibt er das Netzwerk des Daseinskreislaufes als ein Getriebe mit 12 Aspekten, die sogenannten "12 Glieder des Abhängigen Entstehens". Sie bestimmen die unaufhörliche leidvolle Transformation jedes Individuums, aber ihre Erkenntnis führt zu ihrer Aufhebung.

Ein Auszug aus dem Text, dessen Deutsch ein wenig spröde klingt, sich jedoch möglichst nah an die Struktur des Sanskrit-Originals anlehnt:


"Der Erhabene setzte im Asketenwäldchen des Gazellenhaines das dreimalig gedrehte, zwölfteilig verfasste, heilige Dharma-Rad in Gang, dieses wird daher als Lehrformel  „Leitfaden der Drehung des Dharma-Rades“ (Dharmacakrapravartana-Sutra) bezeichnet.

 

Dort erklärte der Erhabene auch den Zweien der fünf Mönche:


„Vier edle Wahrheiten gibt es, Ihr Mönche, welche vier?
Die edle Wahrheit vom Leiden, die edle Wahrheit vom Zustandekommen des Leidens, die edle Wahrheit von der Vernichtung des Leidens und die edle Wahrheit des zu gehenden Pfades zur Vernichtung des Leidens.


Was ist die edle Wahrheit vom Leiden?
Geburt ist Leiden, Alter ist Leiden, Sterben ist Leiden; von Liebem getrennt sein, ist Leiden; mit Unliebem vereint sein, ist Leiden; das erwünschte Herbeigesehnte nicht zu erlangen, auch das ist Leiden; als Zusammenhäufung die fünf Upadanaskandhas sind Leiden. Um das zu begreifen, muss der achtfältige Weg verwirklicht werden.

 

Was ist die edle Wahrheit vom Zustandekommen des Leidens?
Der Durst ist es, der immer wieder Entstehen bewirkende, mit Lust und Freude einhergehende, sich überall entzückende. Um diesen zum Aufhören zu bringen, muss der achtfältige Pfad verwirklicht werden.

 

Was ist die edle Wahrheit von der Vernichtung des Leidens?
Des immer wieder Entstehen bewirkenden, mit Lust und Freude einhergehenden, sich überall entzückenden Durstes, was dessen restloses Aufhören, Zurückweisung, zum Ende bringen, Schwinden, Ernüchterung, Vernichtung, Befriedung und zu Grunde gehen ist. Um das einzusehen, muss der achtfältige Pfad verwirklicht werden.

 

Was ist die edle Wahrheit des zu gehenden Pfades zur Vernichtung des Leidens?
Der achtfältige Pfad ist es, als da wären: rechtes Sehen, rechtes Überdenken, rechte Rede, rechtes Tun, rechter Lebensunterhalt, rechte Anstrengung, rechte Vergegenwärtigung und rechte Meditation - der ist zu verwirklichen.“


Diese vierte edle Wahrheit ist der ganze Weg des Buddhismus, und um den zu verwirklichen, braucht es nähere Erläuterungen, was denn mit seinen acht Gliedern im Einzelnen gemeint ist. Man muss also "Rechtes Sehen" trainieren, um den Durst der Unzufriedenheit loszuwerden, der dafür verantwortlich ist, dass man leidet? Worin besteht es?


Es hat viele Ebenen. Die erste ist die Umkehrung des nur immer seinen eigenen Vorteil in allen Lebenslagen sehen wollenden falschen Sehens, das die eigene Abhängigkeit von der Gemeinschaft und den Grundgegebenheiten des Lebens nicht realisiert. Eine weitere ist die Sicht, beim "Ich" keinen Anfang finden zu können, nicht einmal begreifen zu können, was man als "Ich" genau bezeichnet, und wie das "Ich" beschaffen ist. Am Ende aller Einsichts-Ebenen des rechten Sehens steht die Erkenntnis der fundamentalen Leerheit aller Phänomene von einem substantiellen inhärenten Sein, doch bis dahin ist es ein weiter Weg. 


Jedes der Acht Glieder umfasst ein weites Erkenntnis- und Trainingsfeld. Das wunderbare ist: Mit jedem Schritt in die richtige Richtung wird der Sinn des Pfades deutlicher, und das Glück der Trainings-Erfahrung motiviert zum Weitergehen.  Wenn das kein Grund zum Feiern ist!


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Kommentare: 1
  • #1

    Nerissa Seely (Freitag, 03 Februar 2017 09:09)


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