bLICKWINKEL äNDERN

Die Frage angesichts brutaler Gewalt, die sich auf die Verteidigung von Werten beruft, ist die: wie kommen Menschen dazu, so zu denken?

 

Forensische Psychater sagen, mehr noch als soziale Armutsprobleme tragen Gefühle der Verlorenheit in der modernen Gesellschaft, Sehnsucht nach Anerkennung, Narzissmus, ein Werte-Kitt für's schwache Ego und Testosteron zur Radikalisierung  bei, die über Leichen zu gehen bereit ist.  Der Kitt aus hehren Werten stellt dann den eigenen Frust und Hass auf eine vermeintlich höhere Ebene, mit der sich unmenschliche Ansichten als gut und  Verbrechen als Heldentaten färben lassen. Das trifft wohl für alle Extremisten zu.

 

Eine buddhistische Analyse würde das nicht unähnlich beschreiben: Drei Ebenen des verblendeten Geistes färben das Erleben und verstärken sich gegenseitig. Die Grundebene bildet das sich fälschlicherweise als getrennt und dauerhaft empfindende Ich mit seiner Angenehmes verlangenden und Unangenehmes ablehnenden defizitären Bedürftigkeit. Was als angenehm oder unangenehm empfunden wird, speist sich aus Gewohnheitsimpulsen und aus karmischen Potentialen. Diese das Bewusstsein trübenden Potentiale bewirken allerlei Ungutes im Geist: Gier, Stolz, gute und schlechte Taten nicht unterscheiden zu können, und allerlei falsche Ansichten in Bezug auf das Ich und die Welt. Diese Grundfehljustierung im Geist führt zu den groben Geisteszuständen, den sogenannten sekundären Kleshas, die wir alle kennen, und gerne loswerden würden. Hartnäckig halten sie sich im Geist und tauchen immer wieder auf, selbst bei "guten" Menschen - wir alle haben sie in individuell unterschiedlicher Stärke: Hass, Ärger und den aktiven Hang zu cholerischen Wutausbrüchen, schimpfen, handgreiflich werden, schreien, Vorurteile und Nachtragen, die dauernde Neigung, andere zu verletzen und zu schädigen, wie z.B. Insekten zu zerquetschen, sobald man eines sieht. Wir haben Neid und Eifersucht, Heuchelei, äußere und innere Schamlosigkeit, Geiz, Arroganz, Faulheit gegenüber positiven Handlungen, Achtlosigkeit, Geistestrübheit, Nervosität, mangelnde Konzentration und andere hässliche Geisteszustände, die niemand bei anderen angenehm findet. Niemand wird für cholerische Anfälle geliebt, für Geiz oder Arroganz. Wann immer man also auf böse Ereignisse mit unverständlichen Handlungen bei sich selbst und anderen trifft: es ist jedesmal eine Suppe aus diesen Eigenschaften, in unterschiedlicher Würz-Zusammensetzung...Die Taten von Paris -  eine Suppe aus Hass, Arroganz in Bezug auf eigene Ansichten, mit Prisen von Schamlosigkeit, Heuchelei, Ärger, Nervosität und anderen Kleshas. Alles, was fühlbar Leid bringt, hat seine spezielle üble Mischung aus ihnen zur Grundlage. Diese Anlagen gilt es zu erkennen und aus seinem Ich zu verbannen, darin besteht die Arbeit. An den Anlagen zu diesen Zuständen ist niemand Schuld. Man hat sie wie eine Krankheit. Aber man kann etwas dagegen tun. Schon sie einzudämmen, führt zu einem glücklicheren Leben. Dazu muss man sie allerdings erst einmal verstehen, als Ursache der Probleme identifizieren, und aufhören, sie für berechtigte, natürliche Reaktionen zu halten, was man gemeinhin tut.

 

Es gibt keinen äußeren Feind, der mit meinem Unglück etwas zu tun hat, es gibt nur den inneren Feind der verblendeten Geistesmuster und das Karma, das daraus angehäuft wird. Das wird man lange nicht vollständig erkennen können.

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