Das Fest der Liebe...

Was Liebe kann:

 

In den Klappermühlen am rauschenden Bach des Lebens auf und ab ruhelos rotierend - so viele Möglichkeiten, so viele Pflichten, so viel noch, was zu machen gut wäre. Daneben Ängste, nicht mehr voran zu kommen im Leben, herauszufallen, seinen Weg nicht zu finden, Anforderungen nicht zu genügen, in den alltäglichen Prüfungen ständig zu versagen, die peinliche Nummer zu sein. Als Buddhist müsste man jetzt wissend die Achseln zucken und sagen:  Erfolge, Niederlagen, gute Nachrichten, schlechte Nachrichten, Gewinne, Verluste, Lob und Kritik - alle Emotionen, die von diesen Kategorien verursacht sind, soll man entkrampfend loslassen, weil es sich ausnahmslos um giftige Früchte handelt - die einen stinken bereits deutlich, die anderen sehen noch verlockend bunt aus. Die Entwicklungen, die zu ihnen geführt haben, kann man nicht zurückdrehen, und sie verursachen allesamt auszehrenden seelischen Durchfall.

 

Viele Menschen sind auf der Suche nach "ihrem Ich", ohne zu ahnen, was genau sie da eigentlich zu finden hoffen. Irgendetwas wertvolles, liebenswertes und Sinn-stiftendes. Niemand möchte sagen: ich habe mein Selbst gefunden, und so was scheußliches habe ich nicht erwartet...Tatsächlich weiß ein jeder, dass er nicht nur aus Würde und Tugend besteht. Und doch hätte man gern, dass die anderen einen so sähen und einen lieben - eine nicht geringe Quelle für Unehrlichkeit.

 

Was lehrt Buddha? Glücklicherweise gibt es einen Geistesfaktor, ein Universalwerkzeug, mit dem sich das Ich in etwas durch und durch wunderbares und in ein sehendes Auge der Weisheit verwandeln lässt: Liebe. Die Liebe ist eine seltsame Macht. Der normale, von Sehnsucht und Unklarheit aufgewühlte Geist, wünscht sich Bestätigung durch die Bewunderung und Liebe anderer. Wie gut tut es, einfach freundlich behandelt zu werden, beachtet zu werden! Aber diese Selbst-Befriedigung muss immer wieder neu bestätigt werden, da liegt ihr Schatten. Ungewohnter ist der buddhistische Therapie-Ansatz: Entwickele Liebe für andere, ohne wenn und aber. Mach keinen Unterschied in deiner Freundlichkeit gegenüber Freund oder Feind. Fühle mit dem Leid der anderen. Freue dich über ihr Glück und ihre Fähigkeiten. Übernimm tatkräftig Verantwortung für das Glück der anderen. 

 

Wenn wir großartige Menschen sehen, die genau das tun, empfinden wir automatisch Hochachtung. Warum tun das trotzdem so wenige? Warum ist es so viel leichter, radikale Selbstmord-Attentäter zu finden, die selbstherrlich alle anderen verachten und vernichten, als radikale Liebende? Gewalt und Hass erscheinen als stark, friedvolle Liebe wirkt dagegen als schwach und weichlich.

Doch wie weit kommt die Menschheit und der einzelne mit der Strategie der Besserwisserei des Hasses? Sie macht die Welt zur Hölle und den einzelnen zum Dämon.

 

Was gewinnt man, wenn man liebt? Man wird zur Stütze für andere. Man verliert automatisch viele hässliche Eigenschaften wie Missgunst, Neid, Faulheit und Arroganz. Man gewinnt enorme Energie und der Geist wird dadurch heiter. Man gewinnt ein weises Selbstvertrauen und positive, ruhige Gelassenheit, die immer deutlicher die Realität erkennen lässt und damit zur Weisheit führt.  Wer das Juwel weiser Liebe besitzt, wird sich nie wieder arm fühlen. Mit jeder noch so kleinen liebenden Tat, machen wir die Welt zu einem besseren Ort. Es ist höchste Zeit, das ernst zu nehmen, und sich systematisch zur Liebe auszubilden.

 

Die erleuchtete Eigenschaft der altruistischen Liebe ist personifiziert im Bodhisattva Avalokiteshvara. Sein Name bedeutet: "Der Herr, der schaute" oder aber auch "der Herr, der schauen ließ", und darin wird angedeutet, was Liebe kann: Zur Erkenntnis, zur Weisheit bringen. Deshalb trägt er auf seinen tausend tätigen Händen überall Augen. Let's make love, not war! Fröhliche Weihnachten!

 

PS: das Bild zeigt Geshe Sönam Thobden aus dem Kloster Sera, das Hündchen wurde gerettet, als es von Artgenossen gefressen wurde. Leider sind dadurch die Hinterbeinchen gelähmt. Die Mönche ziehen es auf, bald bekommt es ein Gestell mit Rädern. Geshela als echter Hundeflüsterer kümmert sich um den Kleinen, zusammen mit seinen Kollegen.

 

 

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