Als wir neulich auf der Fußgängerzone einen Info-Stand hatten, um auf die bevorstehende Reliquien-Ausstellung und unseren Verein aufmerksam zu machen, wies uns ein Stand-Nachbar darauf hin, dass er es eigentlich anmaßend fände, wie Religionen und ihre Vertreter anderen Leuten ihre Ideen als die besten aufdrücken, und damit automatisch - weil jede ja glaube, das richtige gepachtet zu haben - andere Religionen als minderwertig hinstellen. Da hat er in einigen Punkten nicht ganz unrecht. Gerade wenn man so in der Fußgängerzoge herumsteht, kommt man sich wie ein Belästiger vor, auch wenn man gar nichts zu verkaufen hat und den Leuten nur etwas schenken möchte: 'nen selbstgebackenen Keks und das Erlebnis einer Ausstellung...
Für sich selbst hat man erfahren, dass die Aussagen, die Buddha über die Realität macht, einem viel geben. Aber in der Rückerinnerung an die eigenen Vorurteile weiß man: auf manchen wirkt man mit Sicherheit befremdlich.
Skepsis ist immer angebracht. Mit Stirnrunzeln sieht man überall, wie narzisstische Leute sich als "spirituelle" Lehrer anbieten, mit dem Gepräge einer unerschütterlichen Selbstsicherheit, obwohl ihr Geist völlig vom Ego zerfressen ist. Und auf der anderen Seite suchen viele Menschen verzweifelt einen Halt und geben gern Verantwortung ab; so ergänzt sich das auf ungute Weise. Andere wiederum betonen den philosophischen Charakter des Buddhismus und benutzen doch unterbewusst das Studium, um Anerkennung ihrer Gelehrsamkeit zu erlangen, weniger um Weisheit und Befreiung zu gewinnen. Befreiung wovon genau? Vom allgemeinen Leid und der eigenen Unzufriedenheit und Verlorenheit - aber nicht so gern von den liebgewordenen Gefühlen, der Sucht nach Lob, Gewinn, Recht haben und Besserwissen. Dass diese Gefühle laut Buddha Leid bedeuten, wird oft ignoriert. Man erkennt das in sich auch so schwer; es fühlt sich so vertraut an. Das Ego und die " 8 weltlichen Belange" spucken einem immer in die Suppe.
Die komplexe Philosophie der Leehrheit des Buddhismus kann für Eitelkeit missbraucht werden. Nicht so leicht jedoch der "religiöse" Anteil des Buddhismus, die "Methode" der altruistischen Liebe. Die meisten der großen Religionen betonen Liebe und Ethik, Barmherzigkeit und Großzügigkeit. Ebenso predigen die meisten Religionen "Demut", das Gegenteil von Arroganz. Demut, das Wort klingt antiquiert, und die wenigsten erkennen darin eine wertvolle oder nützliche Eigenschaft. Tatsächlich setzt echte Demut Erkenntnis voraus und führt zu Weisheit. Demut bedeutet Loslassen, Raum für Respekt und für ein besseres, bewussteres Selbst. Sie ist keineswegs "Unterwürfigkeit". In gegenseitigem Respekt Ideen auszutauschen - da ist Respekt die Brücke, nicht in unsinniges Wettbewerbsdenken zu verfallen. Ohne die unterschiedlichen Religionen wäre es doch auch sehr langweilig...
Danke, Herr Nachbar, für den Hinweis!
(Foto: Klaus Arweiler, auch herzlichen Dank!)
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