Über den Tellerrand hinaus...

 

Links zu befreundeten Zentren:

 

Das Bodhicharya-Zentrum in Friedrichshain:

www.bodhicharya.de

 

Das Tibetische Zentrum in Hamburg

www.tibet.de

 

Tendar Chöling in Berlin

www.tibetzentrum-berlin.de

 

Das tibetisch-buddhistische Zentrum Samten Dargye Ling in Hannover

www.samtendargyeling.de


Kamalashila Institut

https://kamalashila.de


Kamalashila-Online Campus - über 100 buddhistische Kurse

https://kamalashila-campus.com/


Karma Tengyal Ling - bei Rheinsberg

www.karma-tengyal-ling.de

 

 

 

Über die Bedeutung des Mantras OM Mani Padme Hum

 

 

Erklärung S.H. des Dalai Lama, gehalten in einem buddhistischen Zentrum in New Jersey, USA

 

Es ist sehr gut, das Mantra Om mani padme hum zu rezitieren. Während Sie das tun, sollten Sie aber über seine Bedeutung nachdenken, denn der Sinn dieser sechs Silben ist groß und unausschöpflich. Die erste, Om, ist aus drei Buchstaben zusammengesetzt, nämlich A, U und M. Sie symbolisieren den unreinen Körper, die unreine Rede und das unreine Bewußtsein des Übenden. Gleichzeitig symbolisieren sie aber auch den reinen erhöhten Körper, die reine Rede und das reine Bewußtsein eines Buddha.

Können unreiner Körper, Rede, und Bewußtsein in reinen Körper, Rede und Bewußtsein verwandelt werden, oder sind beide völlig voneinander getrennt? Alle Buddhas sind Beispiele, in denen Wesen wie wir selbst auf dem Weg schließlich zur Erleuchtung gelangt sind. Der Buddhismus behauptet nicht, daß es irgendjemand gäbe, der von Anfang an frei von Fehlern wäre und alle guten Qualitäten besäße. Die Entwicklung eines reinen Körpers, reiner Rede und reinen Bewußtseins geschieht dadurch, daß Schritt für Schritt die unreinen Zustände überwunden und in die reinen transformiert werden.

Wie ist das zu tun? Der Weg dorthin wird in den nächsten vier Silben angedeutet. Mani - das heißt Juwel - symbolisiert die Faktoren der Methode: die uneigennützige Intention, nach Erleuchtung zu streben, heilende Hinwendung und Liebe. Geradeso wie ein Juwel in der Lage ist, die Armut zu vertreiben, kann der uneigennützige Erleuchtungsgeist die Armut oder Schwierigkeiten des Kreislaufs der Wiedergeburten und des nur in Einsamkeit erzielten Friedens beseitigen. Ebenso wie ein Juwel die Wünsche der Lebewesen erfüllen kann, erfüllt der uneigennützige Erleuchtungsgeist die Wünsche der Lebewesen.

Die zwei Silben padme - das heißt Lotus - symbolisieren Weisheit. Gerade wie der Lotus aus dem Schlamm emporwächst, ohne daß seine Schönheit von dem Schmutz getrübt würde, so kann uns Weisheit in einen widerspruchsfreien Seinszustand versetzen, während wir in tiefe Widersprüche verstrickt blieben, wenn wir diese Weisheit nicht hätten. Es gibt Weisheit, welche die Vergänglichkeit aller Dinge erkennt, Weisheit, die erkennt, dass Personen leer sind in Bezug auf ein unabhängiges Selbst oder substantielle Existenz, Weisheit, die Leere in Bezug auf Dualität erkennt, d.h. Leere in Bezug auf den ontischen Unterschied zwischen Subjekt und Objekt, und Weisheit, die Leere in Bezug auf inhärente Existenz erfährt. Obwohl es also verschiedene Arten von Weisheit gibt, ist unter diesen Weisheit, die Leerheit erfährt, die wesentliche.

Vollkommene Reinheit muß durch die unteilbare Einheit vom Methode und Weisheit erzielt werden, die in der letzten Silbe hum - sie bedeutet Unteilbarkeit - symbolisiert wird. Im Sutra-System bezieht sich die Unteilbarkeit vom Methode und Weisheit auf Weisheit, die durch Methode, und Methode, die durch Weisheit beeinflußt ist. Im Mantra- oder Tantra-Fahrzeug bezieht sie sich auf ein Bewußtsein, in welchem die volle Form von Weisheit und Methode als einer unteilbaren Wesenheit gegeben ist. Im System der Wurzelsilben für die fünf Sieger-Buddhas ist hum die Wurzelsilbe des Aksobhya - des Unbeweglichen, Unveränderlichen, der durch nichts gestört werden kann.

So bedeuten die sechs Silben om mani padme hum, daß man in Abhängigkeit von der Praxis des Weges, der eine unteilbare Einheit von Methode und Weisheit ist, den eigenen unreinen Körper, unreine Rede und unreines Bewußtsein in den reinen erhöhten Körper, reine Rede und reines Bewußtsein eines Buddha verwandeln kann. Es heißt, daß man nach Buddhaschaft nicht außerhalb seiner selbst suchen solle, denn die Grundbedingungen für die Erlangung der Buddhaschaft liegen in uns. Wie Maitreya in seiner Höheren Wissenschaft des Großen Fahrzeugs (Uttaratantra) sagt, haben alle Wesen die Buddha-Natur in ihrem eigenen Bewußtseinskontinuum. Wir tragen den Samen der Reinheit, des Wesens des So-Gegangenen (Tathagatagarbha), das verwandelt und zu voller Buddhaschaft entwickelt werden muß, in uns.

Lese-Tipps:

 

Tsongkhapa , "Der mittlere Stufenweg", Diamant Verlag München, ISBN 978-3-9810682-3-8

 

"Wege zur rechten Erkenntnis - Buddhistische Lehrbriefe"

Michael Hahn, Siglinde Dietz

Verlag der Weltreligionen/Insel Verlag, Frankfurt,

ISBN 978-3-458-70015-5

 

 

 


Die Bücher S.H. des Dalai Lama sind ausnahmslos empfehlenswert.

Einige widmen sich anspruchsvollen Themen der buddhistischen Philosophie auf höchstem Niveau, andere Bücher sind aus Interviews zu allgemeinen gesellschaftlichen Fragen entstanden, und einige behandeln die Verbindung von Wissenschaft und Buddhismus.

 

In einer Zeit, in der Religionen mehr und mehr für Aberglauben, gewaltsame Konflikte, Machtanmaßung, überkommenes, rückständiges Denken und Ausgrenzung missbraucht werden, muss man ganz neu über verbindende ethische Werte der Menschheit nachdenken. Das wissenschaftliche, aufgeklärte Weltbild hilft, das Verständnis des Menschen von sich selbst zu erweitern und zu verändern. Inwieweit dieses Wissen einem humanitären Fortschritt dient, dessen universelle Werte jeder Mensch akzeptieren kann, wird sich zeigen. Die Fragen über die Natur des Begreifens als einem geistigen Phänomen und die Funktionen des Geistes allgemein lassen sich noch bei weitem nicht erschöpfend beantworten. Aussagen zur "Anatomie" des Geistes sind das ureigene Feld der buddhistischen Lehre, weshalb S.H. Dalai Lama nicht müde wird, den Anspruch der Wissenschaft, nachvollziehbare, wiederholbare Erkenntnis zu gewinnen, als übereinstimmend mit der buddhistischen Forderung nach kritischer Prüfung zur Wahrheitsfindung zu betonen.

Und noch ein Lesestück...

 

Mahasiddha Saraha

 

1.Indische Version:

Buchstaben-gebunden ist die ganze Welt, es gibt keinen Analphabeten/

Solange soll man die Buchstaben herum werfen, bis man Analphabet ist.

 

2.Tibetische Version:

Buchstaben-Wesen sind alle ohne Ausnahme, es gibt keinen einzigen Analphabeten/

Erst wenn man zum Analphabeten wird, versteht man Buchstaben vollkommen.